Der Gutshauspod - Herrenhaus Vogelsang
Wie viele Orte, so hat auch Vogelsang eine lange Geschichte, die eng verbunden ist mit bekannten und weniger bekannten Familiennamen.
Zunächst befand sich das Gut im Besitz der Fürsten von Werle, einer mittelalterlichen Herrschaft, die von einer Nebenlinie des herzoglichen Hauses Mecklenburgs regiert wurde. 1379 ging das Gut Vogelsang als Lehen an das inzwischen aus- bzw. abgestorbene Geschlecht von Wozenitz, die es in den folgenden 355 Jahren bewirtschaftete. Zwar erinnert heute abgesehen von einer Grabplatte in der Teterower Stadtkirche kaum mehr etwas an die Familie. Jedoch scheint sie immerhin so bedeutend gewesen zu sein, dass eines ihrer Mitglieder zusammen mit 279 weiteren Ständevertretern 1525 die Landständische Union unterzeichnete - einem Vertragswerk, das bis 1918 die prägende Kraft der mecklenburgischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte war.
1734 tritt die Familie von Plessen auch in Vogelsang auf, eine aus dem Südwestharz stammenden Familie, die sich im Laufe der Jahrhunderte bis Mecklenburg, Holstein und Dänemark ausgebreitet hat. In Mecklenburg wurde sie zu einer der das Land bestimmenden Familie. Leopold von Plessen - das letzte auf Vogelsang sitzende Mitglied dieser Familie - stieg zunehmend in immer höhere Ämter Mecklenburg-Schwerins auf. Zunächst als Kammerherr, später als Gesandter und anschließend als Minister. Größte Verdienste erwarb er sich als Vertreter Schwerins auf dem Wiener Kongress 1814, auf dem er für seinen Landesherrn Friedrich Franz I. eine Rangerhöhung zum Großherzog erreichte und als einer der bedeutendsten Vertreter der Kleinstaaten deren Souveränität behaupten konnte. In Anerkennung seines diplomatischen Geschicks machte ihm Fürst Metternich das Angebot, österreichischer Finanz- und Außenminister zu werden, das das politische Schwergewicht aus Loyalität zu Friedrich Franz I. und aus Verbundenheit zu Mecklenburg jedoch ablehnte. Leopold von Plessen veräußerte das Gut Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts. Wenige Jahre später starb er im Alter von 67 politisch turbulenten Jahren.
Die Zeiten blieben jedoch auch nach der Ära Plessen weiterhin ausgesprochen lebhaft - und die Bewohner Vogelsangs politisch überaus aktiv.
Mit Hans Carl Peter Manecke wird Vogelsang 1836 in bürgerlichen Besitz überführt. Da die Mitgliedschaft im mecklenburgischen Landtag nicht an bestimmte Familien gebunden ist, sondern am Besitz landtagsfähiger Güter - und Vogelsang war ein solches ritterschaftliche Gut - war Manecke zugleich Landtagsmitglied und gehörte dort zur Opposition bürgerlicher Gutsbesitzer. Maneckes politisches Wirken beschränkte sich wie bereits das von Plessens nicht nur auf Mecklenburg, sondern entwickelte sich im gesamtdeutschen Kontext. Manecke war Mitglied des Frankfurter Vorparlamentes, das im Revolutionsjahre 1848 die Wahl der Frankfurter Nationalversammlung vorzubereiten hatte. In den folgenden Jahren meldete er sich wiederholt mit parlamentarischen Anträgen und Petitionen zu Wort, die Mängel im mecklenburgischen Ständesystem offenlegten.
In der architektonischen Gestaltung des Herrenhauses Vogelsang von 1840 kommt denn neben einem Zeitgeschmack auch bürgerliches Selbstbewusstsein zur Geltung. Die Wahl fiel auf einen neogotischen Tudor-Stil und mag bei Manecke durchaus auch als ein politisches Statement zu verstehen gewesen sein, denn Reformen und die Anpassungsfähigkeit des politischen Systems Großbritanniens vermochten es, Revolutionen, wie sie den Kontinent ergriffen, zu vermeiden. Darüber hinaus sicherte die industrielle Revolution Großbritannien einen technologischen Vorsprung. All das mag bei Manecke vielleicht eine Rolle gespielt haben.
Bereits 1858 wurde Vogelsang verkauft. 1884 übernahm die Hamburger Kaufmannsfamilie Hüniken das Gut und ließ kleinere Veränderungen am Haus vornehmen. 1945 wurde das Gut nach Enteignung der Familie als volkseigenes Gut fortgeführt.
Mit den Wendejahren und jahrelangem Leerstand verschlechterte sich der Zustand des Hauses. Seit 2011 in den Händen Robert Uhdes kann die Geschichte des Herrenhauses Vogelsang weitererzählt werden. Der „Kulturanstifter“ und Mitinitiator verschiedener Veranstaltungsformate erklärt, warum Vogelsang als „steinernes Zeugnis der Demokratieentwicklung“ von Bedeutung ist, was die Herausforderungen des Hauses sind und welche Visionen es für Vogelsang gibt.
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